Die Stadt Burglengenfeld – Lage
Burglengenfeld ist die zweitgrößte Stadt des Landkreises. Ihre Lage ist reizvoll. Geschützt zwischen zwei Bergen liegt die Innenstadt mit der Stadtpfarrkirche St. Vitus. Beherrschend ist der Burgberg mit der einst größten und bedeutendsten Burg in der Oberpfalz. Von gegenüber grüßt aus den Baumwipfeln der Turm der Kreuzbergkirche. Die Stadt (ca. 12 000 Einwohner) liegt im Naabtal, hat Autobahnanschluß und ist 25 km von Regensburg entfernt.
Geschichte der Kirche St. Vitus und deren Vorgängerbauten
Die Geschichte des Christentums im heutigen Burglengenfeld beginnt mit einem Gotteshaus und einer Pfarrei, die heute nicht mehr existieren: St. Georg auf der Widen, in der jetzigen Vorstadt von Burglengenfeld.
um 700
Unter Herzog Theodo (680-717) hat das Christentum im Naabtal Fuß gefasst. Zu dieser Zeit war der hl. Emmeram mit seinen Begleitern an den Hof des Herzogs Theodo nach Regensburg gekommen. Hier gründete er das später nach ihm benannte Kloster St. Emmeram. Mönche dieses Klosters kamen auch in das Naabtal und errichteten in Widen am rechten Naabufer ein Gebetshaus und weihten es dem hl. Georg. Seit dieser frühen Zeit hatte das Kloster St. Emmeram und sein Rechtsnachfolger, das Bistum Regensburg, durch Jahrhunderte Gebiets- und Rechtsansprüche im Raum Burglengenfeld.
um 1136
Die Pfarrei St. Georg wird 1136 urkundlich erstmals bezeugt und bleibt bis ins 16. Jahrhundert Burglengenfelds erste Pfarrkirche. 1356 wurde die Kirche dem Zisterzienserinnenkloster Pielenhofen inkorporiert. Die Äbtissin erhielt das Recht, den Pfarrherrn für Lengfeld zu ernennen. Mit dem Ausbau der Burg zu Lengfeld in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche Handwerker mit ihren Familien am gegenüberliegenden Naabufer an.
um 1315
Für sie wurde um 1315 die kleine gotische Kirche St. Veit erbaut. Über das Enstehungsjahr und den Erbauer ist keine Urkunde bekannt. Um 1326 wird von einem Benefizium St. Veit gesprochen. 1337 schenkte Ludwig der Bayer, der in seiner Jugend und auch als Kaiser häufig in Burglengenfeld weilte, den Gotteshäusern St. Georg und St. Veit ein Gut. Die jeweiligen Pfarrer lebten von dieser Pfründe.
1425
In einer Urkunde vom 4. Dezember 1425 wird die Pfarrei wieder erwähnt. Von dem Landadeligen Heinrich von Sinzenhofer und den Bürgern der Stadt wurde eine Engelmeßstiftung errichtet, die mit einem Priester, dem „Engelmesser“ besetzt wurde (im Gegensatz zum „Jörgenmesser“ von St. Georg). In diesem Zusammenhang entstand auch der Pfarrhof. 1504 wurden die beiden Kirchen St. Georg und St. Veit im Landshuter Erbfolgekrieg geplündert und teilweise zerstört. Pfalzgraf Friedrich gab deshalb im Jahre 1512 den Bürgern das Recht, einen „Jahrmarkt zur Aufnehmung des Gotteshauses St. Veit und des Marktes“ abzuhalten. Vitusmarkt und Georgimarkt gehen darauf zurück. Pfalzgraf Friedrich übergab im Jahre 1522 auf der Burg zu Lengenfeld seinen inzwischen volljährig gewordenen Mündeln, den Brüdern Ottheinrich und Philipp, die Regierung.
1537
Herzog Philipp stiftete der Kirche St. Veit drei Glocken. Auf den beiden größeren ist unter dem pfälzischen Wappen zu lesen: „Philips von Gotes Genade Pfalczgraff pei Rein Hercog in Nidern und Ober Pairn ec der hat die zwo Glogken auf seinen Genade Koste lase giesen mit samt dem Henge nach der Geburt Gristi 1537 Iar“. Da aber der Kirchturm von St. Veit nicht fest genug erbaut war, um die Glocken zu tragen, wurde ein hölzernes Glockenhaus am Südhang des Burgberges errichtet.
1542
Um das Jahr 1531 begannen reformatorische Gedanken auch Burglengenfeld zu erfassen. Während Herzog Philipp wohl mehr auf seinem katholischen Glauben beharrte, wurde durch seinen Bruder, Herzog Ottheinrich, im Jahre 1542 für den ganzen Herrschaftsbereich die evangelische Lehre eingeführt. Es war dies das Jahr, in welchem der Markt Burglengenfeld auch das Stadtrecht verliehen erhielt. Nach einem kurzen katholischen Interim von 1547 bis 1552 wurde St. Vitus schließlich für Jahrzehnte evangelische Pfarrkirche und Burglengenfeld Sitz einer Superintendentur. Im Zuge der Gegenreformation hatte Herzog Wolfgang Wilhelm 1613 das katholische Bekenntnis angenommen und führte es nach seinem Regierungsantritt ein Jahr später im Herzogtum Neuburg ein.
1617
Im Mai 1617 wurde in St. Vitus die letzte evangelische Taufe beurkundet und noch im gleichen Monat die Pfarrei wieder mit einem katholischen Pfarrer besetzt.
1618
Nach der Rekatholisierung wurde die Kirche den neuen Verhätnissen angepaßt; Herzog Wilhelm ließ einen neuen Altar errichten. Als Altaraufsatz wurde der Hochaltar der Burgkapelle in St. Veit aufgestellt. Bald jedoch brachten die Wirren des 30 jährigen Krieges Tod und Vernichtung, St. Georg wurde fast zerstört, St. Vitus und der Pfarrhof verfielen, die Gemeinde schrumpfte auf 535 Seelen.
1661/65
Nach dem Friedensschluß besserten sich die Verhätnisse allmählich, Schäden wurden beseitigt. Der Bildhauer Johann Gebhart Gswendtner fertigte die Kirchstuhlwangen.
1748/49
Anstelle des „vermoderten oberen Täfelpodens“ wurde eine neue Decke eingezogen. Sie erhielt den reichen Stuckaturschmuck und die Deckengemälde, die wir heute noch bewundern können. Im gleichen Stil war der ursprüngliche Chor ausgestaltet, der 1937 dem Erweiterungsbau weichen mußte. Sein Deckengemälde mit der Anbetung des Allerheiligsten durch die vier Weltteile ging dadruch leider verloren. Das große und die kleineren Deckengemälde stammen wahrscheinlich von Matthias Zintl; unbekannt ist, auf wen Entwurf und Ausführung der Stuckarbeiten zurückzuführen sind.
1865
Unter Pfarrer Josef Bierl (1863-1878) wurde eine allgemeine Erneuerung vorgenommen, bei welcher neben anderem ein neuer Hauptaltar und zwei neue Nebenaltäre aufgestellt wurden. Den Hochaltar schuf Bildhauer Plank aus Regensburg, das neue Altarbild, den hl. Vitus in seiner Glorie darstellend, der akademische Maler Walter. Die Nebenaltäre fertigte Schreinermeister Tretter von Friedenfels. Von alledem ist heute nichts mehr erhalten. Ein großes Kruzifix mit Madonna schnitzte Bildhauer Brückl aus Stadtamhof. Dieses Kreuz schmückt heute den Hauptaltar, die Madonna befindet sich in der Filialkirche in Pottenstetten.
1882
Das Glockenhaus am südlichen Burgberghang war so baufällig geworden, dass die Bezirksregierung aus Sicherheitsgründen das Einstellen des Geläuts anordnen mußte.
1891
Eine Verstärkung der Balken brachte eine povisorische Lösung. Im Jahre 1891 unter H. H. Pfarrer Dengler wurde der Kirchturm erhöht und die Glocken konnten endgültig im neuen Turm aufgezogen werden. Bei diesem Umbau erhielt der Haupteingang sein heutiges neuromanisches Portal. Im Innern wurden die erneuerungsbedürftigen Deckengemälde durch Kunstmaler Runge im Nazarener Stil übermalt.
1927
Im Jahre 1927 wurden drei weitere Glocken aus der Gießerei Hamm in Regensburg beschafft. Während des 2. Weltkriegs mußten sie zu Rüstungszwecken wieder abgeliefert werden.
1937/38
Durch die Entwicklung der Stadt war das Platzangebot der Kirche schon lange unzureichend und eine Erweiterung dringend geboten. Ein erster Plan hierfür war schon 1884 ausgearbeitet worden. Geldmangel, 1. Weltkrieg und Inflation verzögerten eine Verwirklichung. Auf Initiative von Geistl. Rat Josef Graf, Pfarrer in Burglengenfeld von 1934 bis zu seinem Tode 1959, konnte schließlich nach weiteren schwierigen Vorverhandlungen am 17. Okt. 1937 die Grundsteinlegung zu einem Anbau erfolgen. Planung und Bauaufsicht lagen in den Händen des Regensburger Architekten Günthner. Der alte Chorraum wurde abgebrochen und an den verbliebenen Chorbogen ein großer quadratischer Bau angefügt, der nach oben in eine eindrucksvolle Kuppel mündet. Am 14. und 15. August 1938 weihte Bischof Dr. Michael Buchberger die nun „größere Pfarrkirche St. Vitus“ feierlich ein, im Zusammenhang mit der Firmung von etwa 500 Kindern aus Burglengenfeld und dem benachbarten Maxhütte.
1941
Zum Kirchweihfest des Jahres 1941 war der neue Hochaltar fertiggestellt. Der Entwurf und die künstlerische Gestaltung lagen in Händen des Burglengenfelder Künstlers Karl Bornschlegel, in Zusammenabreit mit Architekt Günthner und Oberkonservator Marxmüller, München, als Berater. Die Fassung des Altares wurde dem Kirchenmaler Böckl aus Regensburg übertragen.
1954
Im Jahre 1954 erstellten die Kirchenmaler Spitzner und Scheidemandel die Bilder in der Kuppel.
1956
Als Ersatzleistung des Staates für die im Krieg abgelieferten Glocken erhielt die Kirche 1956 zwei neue Glocken zu Ehren der h. Maria und des hl. Josef.
1963/65
Unter Stadtpfarrer Josef Bock (in Burglengenfeld von 1959 bis 1975, gest. am 31. Dez. 1981) erfolgten umfangreiche Renovierungen und Veränderungen. Zu Sanierungsarbeiten an Mauerwerk und Dach trat im Inneren eine Umgestaltung des Hochaltars und des Chorraumes. Die von Bornschlegel geschaffenen Altarfiguren (Kruzifix, Maria, Johannes, St. Vitus und St. Georg) wurden auf die rechte Seite des Chorraumes verbracht. An ihre Stelle am Altar traten das Kruzifix von Brückl, das bisher unter dem Chorbogen hing. eine Madonna aus der Filialkirche in Pottenstetten, sowie Figuren von Petrus und Paulus aus der Kreuzbergkirche Burglengenfeld. Zwei Fenster, zwischen welchen der Hochaltar ursprünglich Platz finden mußte, wurden zugemauert, der Altar selbst wurde durch vergoldete Akanthusblätterornamente aus der Werkstatt Helmer und Pledl, Regensburg, verbreitert. Die beiden Seitenaltäre (Rokoko um 1750) aus der Filialkirche Pottenstetten fanden nun hier ihren neuen Platz. Zwei kleine neuerworbene Rokokoaltäre mit dem Heiligen Franziskus und Antonius (heute auf der Empore) flankierten in der alten Kirche den Chorbogen. Auf der linken Chorseite wurde eine Empore für eine neue Orgel eingezogen, im Jahre 1965 diese Orgel durch die Firma Nenninger, München, errichtet und 1966 eingeweiht. Die alte Orgel, historisch nicht von Bedeutung, die sich auf der bis dahin noch zweigeschoßigen Empore im Langhaus der alten Kirche befand, wurde zusammen mit der zweiten Empore abgebaut. Unter dem Einfluß der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils wurde 1965 ein Volksaltar in die Mitte des Chores gestellt und den Bänken die heutige Anordnung gegeben. Ambo und Altar aus rotem Veroneser Marmor schuf etwas später (1973) der Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer. In der alten Kirche wurde unter Einschaltung des Bayer. Landesamtes für Denkmalspflege von dem akademischen Maler Vogel die Original-Deckenbemalung freigelegt und wiederhergestellt, die Fenster erfuhren eine stilistische Umgestaltung.
1985
Auf Initiative von H. H. Pfarrer Willibald Baumgartner (in Burglengenfeld seit 1975) erfolgte durch Kirchenmaler Georg Hiltl, Regensburg, eine umfangreiche Restaurierung der Deckengemälde, wobei besonderer Wert auf die Wiederherstellung der ursprünglichen barocken Fassung gelegt wurde.
Eine Generalsanierung des Kirchengebäudes in seiner Substanz wurde jedoch versäumt.
2023/2024
Schon vor dem Amtsantritt (September 2023) von Dekan Michael Hirmer als Pfarrer der vereinigten Stadtkirche von Burglengenfeld (St. Vitus und St. Josef Burglengenfeld, St. Pankratius Dietldorf, St. Ägidius Pottenstetten) zeigten schwere Schäden an der Substanz des Kirchengebäudes. Faustdicke Risse taten sich in der Turmanlage auf, weshalb seit 2021 die Kirchenglocken nicht mehr läuten durften. Im Herbst 2023 musste das Langhaus für Besucher und Gottesdienste gesperrt werden, da die Dachkonstruktion so schwere Mängel aufwies, dass ein Absturz der barocken Kirchendecke befürchtet werden musste. Mit Hilfe einer Notmaßnahme vor dem Weihnachtsfest 2023 konnte diese provisorisch stabilisiert werden. Da auch die elektrische Installation diverse Mängel aufzeigte, wurde im Herbst 2023 eine ebenfalls provisorische Lichtanlage im Bereich des Altarraums und wesentlichen Rundbaus installiert. Im Dezember 2023 begannen die Planungen für eine neubauähnliche Generalsanierung der Kirchenorgel.